Ein Beitrag von Annette Kraus (Heinrich-Böll-Stiftung)
Am 9. Juni 2016 fiel in Berlin im Rahmen einer Fachtagung der offizielle Startschuss für das European Responsible Investment Network ERIN. Die Mitglieder von ERIN wollen Anleger/innen dabei unterstützen, dass ihre Investitionen nicht nur Rendite bringen sondern auch Sozial- Umweltbelange berücksichtigen. Ins Leben gerufen wurde das Netzwerk von Share Action, einer NGO, die Pensionsfonds und andere institutionelle Investoren darin unterstützt, nachhaltig zu investieren. Schon jetzt gibt es in Europa große Investment- und Pensionsfonds, die ihre Anlagen darauf hin überprüfen, dass sie dem ESG-Management-Ansatz entsprechen, also Umwelt- Soziale und Unternehmensführungskriterien mit den Blick nehmen. Geldanlagen sollen nicht nur finanzielle sondern auch ökologisch und gesellschaftlich nachhaltige Werte schaffen. Der Klimawandel wird sich nur stoppen lassen, der Ausstieg aus der fossilen Energie kann nur gelingen und die Sustainable Development Goals (SDGs) können nur erreicht werden, wenn große, auch private, Mittel in nachhaltige Projekte investiert werden. Die weltweite Kohle-Divestment-Kampagne, an der sich unter anderem der norwegische Pensionsfonds und die Allianz beteiligen, zeigt, dass dies möglich ist. Auch Investmentfonds, die auf Nachhaltigkeit Wert legen, erwirtschaften Renditen, das ist die klare Botschaft der Teilnehmer/innen der Tagung.
Wie kann der Wandel in der unüberschaubaren Welt der globalen Finanzwirtschaft erreicht werden? Dies war eine der zentralen Fragestellungen der Fachtagung. Gesetzliche Vorgaben sind ein Mittel. Und: Viele Anleger/innen und Unternehmen wünschen sich Veränderungen und verantwortungsvollen Handeln – hier müssen die Alternativen benannt und deutlich gemacht werden. Das Netzwerk kann hier Kräfte bündeln und Wissen verbreiten.
Entscheidend sind ein langer Atem und Nachhalten: Unternehmen und Investitionsfonds brauchen mehrere Jahre, um Strukturen und Geschäftsmodelle zu verändern. Wenn Zusagen gemacht werden, muss weiter eng und kritisch beobachtet werden, dass diese auch umgesetzt werden.
Die internationale Zivilgesellschaft, die sich lange Zeit nur zaghaft und mit wenigen Akteuren mit den großen globalen Finanzströmen befasst hat und von der globalen Finanzkrise 2007/2008 unvorbereitet überrascht wurde, ist jedenfalls aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht.