Stop Gene Drives! Naturschützer/innen warnen vor den Gefahren des gezielten Auslöschens ganzer Arten

In den kommenden Tagen treffen sich mehrere tausend Delegierte beim World Conservation Congress von IUCN in Oahu (Hawaii). Dabei diskutieren sie – neben ganz vielen anderen Themen – auch eine gefährliche neue Technologie, die sich „Gene Drives“ nennt (eine deutsche Übersetzung gibt es meines Wissens nach nicht).

Gene Drives basieren auf sog. Gene Editing und sind Teil einer ganzen Reihe neuer Technologien der extremen Gentechnik (Synthetische Biologie).

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Einige Naturschützer/innen interessieren sich für diese Technologie, weil sie meinen, damit gezielt und schnell invasive Arten (z.B. Mäuse) loswerden zu können. Außerdem gibt es Überlegungen, Gene Drives zur Bekämpfung von Malaria einzusetzen, indem ganze Populationen von Moskitos gezielt ausgerottet werden. Die wirklichen politischen Interessen an der Nutzung von Gene Drives liegen aber wohl eher im Militärischen (Biowaffe) und in der großindustriellen Landwirtschaft: Monsanto und Co haben schon länger das Problem, dass Unkraut Resistenzen gegenüber ihren Pestiziden entwickelt und damit das gesamte auf Gentechnik, Monokulturen und Pestiziden basierende Agrarmodell in Frage stellen. Hier sollen Gene Drives Abhilfe schaffen und die Pestizidresistenz rückgängig machen.

Wie Gene Drives funktionieren und warum sie so gefährlich sind, erklärt ein Hintergrundpapier (Englisch), das die in der Working Group on Gene Drives zusammengeschlossenen NGOs veröffentlicht haben.

Eine Reihe von bekannten und prominenten internationalen Umweltaktivist/innen (u.a. Vandana Shiva, David Suzuki, Jane Goodall, Nnimmo Bassey… Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung ist auch dabei) hat nun anlässlich des IUCN Kongresses einen Open Letter veröffentlicht. Sie fordern darin ein De-Facto-Moratorium für Gene Drives:

„We the undersigned leaders and practitioners in the fields of science, policy, environmental protection, conservation, and law are alarmed that some conservation organizations have accepted funding for and are promoting the release of engineered gene drive organisms into the wild. They propose to use extinction as a deliberate tool, in direct contradiction to the moral purpose of conservation organizations, which is to protect life on earth. We are also concerned about the potential use of gene drives by the military and in agriculture. We note that current regulatory schemes are not capable of evaluating and governing this new technology. Given the obvious dangers of irretrievably releasing genocidal genes into the natural world, and the moral implications of taking such action, we call for a halt to all proposals for the use of gene drive technologies, but especially in conservation.“

Eine kleine positive Nachricht gibt es auch: Die IUCN Mitglieder (das sind Umweltorganisationen und Regierungen) haben gerade mit Mehrheit einem Antrag zugestimmt, dass IUCN keine Forschung an Gene Drives unterstützt, bis es ein vollständiges Assessment gibt. Dieses Quasi-Moratorium gilt erstmal bis 2020 – ist aber leider nur für den IUCN bindend und nicht für die Mitglieder / Regierungen…

Der Antragstext sagt:
Amendment 1a [1 bis. CALLS UPON the Director General and Commissions with urgency to assess the implications of Gene Drives and related techniques and their potential impacts on the conservation and sustainable use of biological diversity as well as equitable sharing of benefits arising from genetic resources, in order to develop IUCN guidance on this topic, while refraining from supporting or endorsing research, including field trials, into the use of gene drives for conservation or other purposes until this assessment has been undertaken;].
 Als nächstes steht das Thema international bei der Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationan (UNCBD) im Dezember in Cancun (Mexiko) auf der Agenda…

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