Warum Vorreiterschaft in Sachen Klimaschutz vor allem ein Ende der Produktion fossiler Rohstoffe bedeutet und warum ein Kohleausstieg dabei nicht reicht, sondern es auch um einen Ausstieg aus Öl und Gas (samt einem schnellen Rückbau existierender Infrastrukturen und Schließung produzierender Öl- und Gasfelder geht), haben Tzeporah Berman, Hannah McKinnon und ich vor Kurzem in unserem Beitrag für Project Syndicate erläutert.
Nun bekommt diese Forderung nochmal einmal kräftigen Rückenwind durch eine aktuelle Studie von Friends of the Earth Europe: No Room for Gas. Eine Deutsche Zusammenfassung gibt es auch.
Der Hauptautor, Kevin Anderson, tourt diese Tage mit der Studie auch in Bonn (und stellt sie da bei der COP 23 vor), Partis, Amsterdam und Brüssel.
Die Ergebnisse des Reports lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Bei gegenwärtigen Emissionslevels wird die EU ihr Budget für 2°C bereits in 9 Jahren verbraucht haben.
- Das Pariser Klimaabkommen bedeutet, dass fossile Rohstoffe über 2035 hinaus keine substantielle Rolle in der EU spielen dürfen.
- Methanemissionen (die ja beim Fracking besonders wichtig sind) liegen derzeit auf extrem hohen Niveau. Aber Regierungen unterschätzen immer wieder ihre Mehtanemissionen, wenn es um die offizielle Emissionsberichterstattung geht. Im Durchschnitt liegen offizielle Zahlen 50 bis 60 % unterhalb des tatsächlichen Emissionsniveaus.
- Methanemissionen aus menschengemachten Quellen (inklusive Leaks bei der Erdgasförderung) werden voraussichtlich 0,6°C zur globalen Erwärmung beitragen.
- Der Transport von Liquefied Natural Gas (LNG) erhöht den Klimawandeleffekt im Durschnitt in einer Größenordnung von 20 bis 134 %.
Die politischen Schlussfolgerungen sind damit auch klar:
Um in der EU wissenschaftlich fundierte und gerechtigkeitsbasierte politische Maßnahmen zur Erfüllung der Verpflichtungen aus dem Übereinkommen von Paris umzusetzen, ist dringend ein Programm zum Ausstieg aus der Nutzung bestehender Erdgas- und anderer fossiler Brennstoffvorkommen nötig.