Alles muss man selber machen – auch das Plastikverschmutzungsproblem lösen

Plastik, der vielseitige, billige und unverwüstliche Werkstoff belastet die Umwelt, tötet im Wasser lebende Tiere und gelangt über kurz oder lang über die Nahrungskette in den menschlichen Körper. Nicht nur wir haben in unserem Meeresatlas ein Kapitel dem dramatisch wachsenden Problem gewidmet, auch in deutschen und internationalen Medien sind inzwischen fast täglich Berichte zu lesen, beispielsweise über den Gehalt von Mikroplastik in Kompost, eigentlich ein biologisch nachhaltiger Dünger.

Nun zweifelt niemand die Dringlichkeit eines Umlenkens ernsthaft an. Auffallend in der Debatte ist allerdings, wie stark Verbraucher/innen hier als Hauptakteure in den Blick und in die Verantwortung genommen werden. Corporate Europe Observatory, eine Gruppe, die sich mit der Beobachtung von Unternehmenslobby-Aktivitäten zur Beeinflussung von EU-Politikentscheidungen befasst, hat einen Bericht veröffentlicht, der zeigt, wie stark die Verpackungs-Lobby von ihrer eigenen Verantwortung ablenkt, indem sie den Abfall/ Vermüllungsaspekt stark hervorhebt, und das seit Jahrzehnten. Konsumenten sollen ihre Einwegverpackungen dem Recycling zuführen, Problem gelöst. Gegen alle Vorstöße, Einwegverpackungsmüll gar nicht erst entstehen zu lassen, wird indessen fleißig lobbyiert, so der Bericht:

It is much cheaper and more convenient for industry to focus on consumer and individual responsibility for litter and its clean-up, rather than to change production and packaging methods. Not surprisingly then, the packaging industry and its customers in the food and drink sector support various anti-litter campaigns across Europe.

Die EU-Kommission hat im Januar diesen Jahres eine Plastikstrategie vorgelegt, die in ihrem Ehrgeiz viele Umweltschützer positiv überrascht hat, wir hatten an dieser Stelle dazu bereits berichtet. Nichts weniger als das Geschäftsmodell einer riesigen Industrie steht auf dem Spiel. Die engen Verflechtungen der fossilen und petrochemischen Industrie und der Plastikproduktion sind klar sichtbar, wie die Recherchen der Umweltanwälte des Center for International Environmental Law (CIEL) zeigen. Große und mächtige Player also, die keinerlei Interesse haben, dass ihnen die Geschäftsgrundlage entzogen wird.

Da ist es schon einfacher, dem öffentlichen Druck eine moralische Verpflichtung an den und die Einzelnen entgegen zu stellen – und so von der eigenen  Verantwortung abzulenken.


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