1,5-Grad-Bericht des IPCC: Radikale Emissionsreduktionen und Wiederherstellung von Ökosystemen statt Geoengineering-Ansätze wie BECCS

Ein Beitrag von Linda Schneider (Heinrich-Böll-Stiftung), die letzte Woche bei den Verhandlungen in Incheon, Korea, dabei war.

Heute Morgen wurde der seit Monaten mit Spannung erwartete Sonderbericht des Weltklimarats IPCC zum 1,5-Grad-Klimaziel veröffentlicht. Die gesamte letzte Woche hatten die Regierungsvertreter/-innen in Incheon, Südkorea, die sogenannte Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger/-innen verhandelt – mit einigen politischen Turbulenzen und zuletzt zwei schlaflosen Nächten, in denen durchverhandelt wurde, bis der Bericht dann am Samstagnachmittag endlich angenommen werden konnte.

(Die Pressekonferenz zur Veröffentlichung in Incheon wurde live-gestreamt und sollte bald hier verfügbar sein: https://www.youtube.com/user/IPCCGeneva/videos)

In seinen zentralen Botschaften nimmt der IPCC im 1,5-Grad-Bericht überraschend deutliche Positionen ein: 1,5 Grad sind machbar mit radikalen Emissionsreduktionen, transformativen Pfaden und der Regenerierung von Ökosystemen. Und: 1,5 Grad sind absolut notwendig, um die Auswirkungen des Klimawandels und die damit einhergehenden Risiken für Menschen und Ökosysteme zu begrenzen.

Fokus auf ein striktes 1,5-Grad-Klimaziel ohne „overshoot“

Dafür legt der Bericht seinen expliziten und praktisch ausschließlichen Fokus auf Klimaschutzszenarien, die während des gesamten 21. Jahrhunderts die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen oder einen sogenannten „overshoot“ von maximal 0,1°C, also eine globale Erwärmung von max. 1,6°C zulassen. Dieser Fokus ist ein großer und wichtiger Erfolg für all diejenigen, die für eine strikte Auslegung des 1,5-Grad-Ziels gekämpft haben, darunter besonders die Inselstaaten und die besonders von Klimawandel betroffenen armen Staaten im Global Süden.

Ein sogenannter „high-overshoot“-Klimapfad dagegen würde bedeuten, das Temperaturziel von 1,5 Grad für einige Jahrzehnte zu überschreiten (bis zu <2°C) und dann mit Hilfe von Geoengineering-Technologien zu versuchen, der Atmosphäre großmaßstäblich wieder CO2 zu entziehen und es beispielsweise unter der Erde zu lagern oder in den Ozeanen zu speichern.

Zu diesem Thema sagt der Bericht aber auch ganz klar: Ein Überschreiten der 1,5-Grad-Temperaturmarke würde zu irreversiblen Schäden für Menschen und Ökosysteme führen, selbst wenn es gelingen sollte, die globale Erwärmung zum Ende des Jahrhunderts wieder auf 1,5 Grad zurückzuführen:

A3.2. Future climate-related risks depend on the rate, peak and duration of warming. In the aggregate they are larger if global warming exceeds 1.5°C before returning to that level by 2100 than if global warming gradually stabilizes at 1.5°C, especially if the peak temperature is high (e.g., about 2°C) (high confidence). Some impacts may be long-lasting or irreversible, such as the loss of some ecosystems (high confidence). {3.2, 3.4.4, 3.6.3, Cross-Chapter Box 8}

Auch besteht das Risiko, dass zwischen 1,5 Grad und 2 Grad ein wichtiger Kipppunkt im Klimasystem erreicht wird: Das Abschmelzen der Polkappen, das zu einem langfristigen Meeresspiegelanstieg von mehreren Metern führen würde:

B2.2. Sea level rise will continue beyond 2100 even if global warming is limited to 1.5°C in the 21st century (high confidence). Marine ice sheet instability in Antarctica and/or irreversible loss of the Greenland ice sheet could result in multi-metre rise in sea level over hundreds to thousands of years. These instabilities could be triggered around 1.5°C to 2°C of global warming (medium confidence). {3.3.9, 3.4.5, 3.5.2, 3.6.3, Box 3.3, Figure SPM.2}

Klimawandelfolgen bei 1,5 Grad

Der auf aktuellster Forschung beruhende Bericht weist aber auch nach, dass sich die Erde bereits um etwa 1,0°C (+/- 0,2°C) erwärmt hat und dass die Auswirkungen des dadurch verursachten Klimawandels in vielen Regionen auch jetzt schon spürbar sind.

Eine globale Erwärmung von 1,5 Grad sind somit für Millionen Menschen eine mehr als reale Gefahr, die umfassende Anpassungsmaßnahmen und finanzielle wie technologische Unterstützung der Klimawandelverursacher/-innen benötigt. Dies war für die Regierungsvertreter/-innen aus dem Globalen Südens eine besonders wichtige Aussage im Bericht.

Gleichzeitig zeigt der Bericht auf, dass das zuvor angenommene Klimaziel von 2°C keineswegs „sicher“ ist: Die Risiken für Ökosysteme und Gesellschaften steigen massiv an, da Extremwettereignisse in Frequenz und Intensität zunehmen, Hitzeperioden länger andauern und Dürren verursachen, gleichzeitig sich aber auch Niederschlagsmuster verändern und zu stärkeren Überflutungen führen. Die Ernteverluste bei zentralen Nahrungsmitteln wie Mais, Reis und Weizen nehmen zwischen 1,5 Grad und 2 Grad zu. Bei 2 Grad Erderwärmung wären doppelt so viele Insekten-, Pflanzen- und Säugetierarten von Habitatverlust betroffen wie bei 1,5 Grad.

Bei 2 Grad Erderwärmung sind 10 Millionen mehr von den Risiken betroffen, die von steigenden Meeresspiegeln ausgehen, als bei 1,5 Grad.

B2.1. Model-based projections of global mean sea level rise (relative to 1986-2005) suggest an indicative range of 0.26 to 0.77 m by 2100 for 1.5°C global warming, 0.1 m (0.04-0.16 m) less than for a global warming of 2°C (medium confidence). A reduction of 0.1 m in global sea level rise implies that up to 10 million fewer people would be exposed to related risks, based on population in the year 2010 and assuming no adaptation (medium confidence). {3.4.4, 3.4.5, 4.3.2}

Radikale Emissionsreduktionen und transformative Pfade

Aufgrund all dieser teilweise irreversiblen Risiken entscheiden sich der Bericht also für eine strikte Auslegung des 1,5-Grad-Ziel und konzentriert sich auf die Szenarien, die zu keinem oder maximal einem sehr geringen „overshoot“ führen. Dafür macht der Bericht klare Ansagen zur Notwendigkeit von radikalen Emissionsreduktionen: Die globalen CO2-Emissionen müssen bis 2030 um rund 45% sinken, und um 2050 bei Null liegen.

C. Emission Pathways and System Transitions Consistent with 1.5°C Global Warming
C1. In model pathways with no or limited overshoot of 1.5°C, global net anthropogenic CO2 emissions decline by about 45% from 2010 levels by 2030 (40–60% interquartile range), reaching net zero around 2050 (2045–2055 interquartile range). For limiting global warming to below 2°C11 CO2 emissions are projected to decline by about 20% by 2030 in most pathways (10–30% interquartile range) and reach net zero around 2075 (2065–2080 interquartile range). Non-CO2 emissions in pathways that limit global warming to 1.5°C show deep reductions that are similar to those in pathways limiting warming to 2°C. (high confidence) (Figure SPM.3a) {2.1, 2.3, Table 2.4}

Der Bericht zeigt aber auch, dass das möglich ist: Durch einen schnellen und umfassenden Ausstieg aus der fossilen Energie, einer schnelleren Elektrifizierung, durch niedrigeren Energieverbrauch,  veränderte Konsum- und Ernährungsmuster und dem Schutz und der Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme.

Game over für fossile Energie

Besonders spannend ist für den deutschen Kontext: In allen 1,5-Grad-Szenarien weist Kohle den steilsten Reduktionspfad auf. In 2030 muss der Anteil der Kohle am globalen Energiemix bereits um 60-80% gesunken sein. In 2050 gibt es dann weltweit 0% Kohleverstromung:

C2.2…. In modelled 1.5°C pathways with limited or no overshoot, the use of CCS would allow the electricity generation share of gas to be approximately 8% (3–11% interquartile range) of global electricity in 2050, while the use of coal shows a steep reduction in all pathways and would be reduced to close to 0% (0–2%) of electricity (high confidence). While acknowledging the challenges, and differences between the options and national circumstances, political, economic, social and technical feasibility of solar energy, wind energy and electricity storage technologies have substantially improved over the past few years (high confidence). These improvements signal a potential system transition in electricity generation (Figure SPM.3b) {2.4.1, 2.4.2, Figure 2.1, Table 2.6, Table 2.7, Cross-Chapter Box 6 in Chapter 3, 4.2.1, 4.3.1, 4.3.3, 4.5.2}

Für ein reiches Industrieland wie Deutschland mit historischer Verantwortung für Klimawandel muss das ganz klar bedeuten, den sofortigen Kohleausstieg einzuleiten.

Aber natürlich muss es nicht nur im Energiesektor, sondern auch in den Bereichen Industrie, Infrastruktur und Gebäude, Verkehr und dem Landsektor radikale Emissionsreduktionen geben und transformative Pfade eingeschlagen werden. Der IPCC sagt hierzu: Das ist eine große Herausforderung, aber möglich:

C2. Pathways limiting global warming to 1.5°C with no or limited overshoot would require rapid and far-reaching transitions in energy, land, urban and infrastructure (including transport and buildings), and industrial systems (high confidence). These systems transitions are unprecedented in terms of scale, but not necessarily in terms of speed, and imply deep emissions reductions in all sectors, a wide portfolio of mitigation options and a significant upscaling of investments in those options (medium confidence). {2.3, 2.4, 2.5, 4.2, 4.3, 4.4, 4.5}

Absage an Geoengineering-Technologien

Dem Thema Geoengineering wird im IPCC-Report zum Glück eine überraschend deutliche Absage erteilt. In einem einzigen, knapp gehaltenen Absatz werden Technologien des Solar Radiation Management (SRM) als unsicher und risikoreich bezeichnet, zudem werden Schwierigkeiten in Bezug auf ihre Regulierung und ihre ethischen Implikationen genannt:

C1.4. Solar radiation modification (SRM) measures are not included in any of the available assessed pathways. Although some SRM measures may be theoretically effective in reducing an overshoot, they face large uncertainties and knowledge gaps as well as substantial risks, institutional and social constraints to deployment related to governance, ethics, and impacts on sustainable development. They also do not mitigate ocean acidification. (medium confidence).
{4.3.8, Cross-Chapter Box 10 in Chapter 4}

Auch Technologien des Carbon Dioxide Removals (CDR) wie Bioenergy mit Carbon Capture and Storage (BECCS) werden im Bericht sehr kritisch betrachtet. Insbesondere in den Maßstäben, die viele der „overshoot“-Szenarien voraussetzen, so der Bericht, wird ihr Einsatz nicht möglich sein. Die CDR-Technologien, die bislang in den Modellen angeschaut werden, sind BECCS und großmaßstäbliche Aufforstung (zumeist mit Monokulturen). Sie haben stark negative Auswirkungen auf Ökosysteme, Biodiversität und Ernährungssicherheit, da sie exorbitant große Landflächen benötigen sowie einen immensen Wasser-, Energie- und Ressourcenverbrauch haben.

C3.4. Most current and potential CDR measures could have significant impacts on land, energy, water, or nutrients if deployed at large scale (high confidence). Afforestation and bioenergy may compete with other land uses and may have significant impacts on agricultural and food systems, biodiversity and other ecosystem functions and services (high confidence). Effective governance is needed to limit such trade-offs and ensure permanence of carbon removal in terrestrial, geological and ocean reservoirs (high confidence). Feasibility and sustainability of CDR use could be enhanced by a portfolio of options deployed at substantial, but lesser scales, rather than a single option at very large scale (high confidence). (Figure SPM.3b). {2.3.4, 2.4.4, 2.5.3, 2.6, 3.6.2, 4.3.2, 4.3.7, 4.5.2, 5.4.1, 5.4.2; Cross-Chapter Boxes 7 and 8 in Chapter 3, Table 4.11, Table 5.3, Figure 5.3}

Die Hoffnung des IPCC, dass ein „Portfolio-Ansatz“ dieser Technologien ihre negativen Auswirkungen reduzieren könnten, ist dagegen als durchaus problematisch zu bewerten: Zum einen sind die Maßstäbe, von denen bei einem „Portfolio-Ansatz“ die Rede ist, immer noch gigantisch, auch wenn sie mit verschiedenen Technologien zusammengestückelt werden sollten. Zum anderen haben, wie der Bericht selbst feststellt, viele der vorgeschlagenen Technologien einen hohen Land-, Energie-, Wasser- und Ressourcenverbrauch – die Probleme und negativen Auswirkungen auf Menschen, Land- und Menschenrechte sowie natürliche Ökosysteme akkumulieren sich also zu einem ähnlich katastrophalen Maßstab, wenn diese Technologien einfach addiert eingesetzt werden.

Gleichzeitig weist der Bericht in einem Satz darauf hin, dass auch aus klimawissenschaftlicher Sicht die Wirksamkeit von großmaßstäblichem CDR oder sogenannten „Negativen Emissionen“ noch gar nicht bewiesen ist:

C3.3. Pathways that overshoot 1.5°C of global warming rely on CDR exceeding residual CO2 emissions later in the century to return to below 1.5°C by 2100, with larger overshoots requiring greater amounts of CDR (Figure SPM.3b). (high confidence). Limitations on the speed, scale, and societal acceptability of CDR deployment hence determine the ability to return global warming to below 1.5°C following an overshoot. Carbon cycle and climate system understanding is still limited about the effectiveness of net negative emissions to reduce temperatures after they peak (high confidence). {2.2, 2.3.4, 2.3.5, 2.6, 4.3.7, 4.5.2, Table 4.11}

Der nächste große Sachstandsbericht des IPCC (AR6), der in 2020/21 veröffentlicht wird, wird sich dieser Frage deutlich stärker annehmen: Aktuell sind die Erkenntnisse rund um die Frage, wie der globale Kohlenstoffkreislauf überhaupt auf großmaßstäblichen CO2-Entzug reagieren würde, noch stark limitiert – in der existierenden Literatur gibt es aber Indizien dafür, dass das deutlich weniger einfach sein könnte als bislang geglaubt. Das hat vor allem damit zu tun, dass das Klima ein dynamisches System ist und nicht immer linear funktioniert – das heißt also: Selbst wenn sich die CO2-Konzentrationen wieder reduzieren ließen, bedeutet das noch lange nicht, dass andere Klimaparameter wie die Temperatur mitziehen. Auch Kipppunkte und dadurch in Gang gesetzte Rückkopplungseffekte im Klimasystem sind nicht reversibel.

Der Landsektor: Natürliche Ökosysteme oder BECCS?

Im Gegensatz zu stark kritikwürdigen Geoengineering-Ansätzen wie BECCS gibt es Möglichkeiten der CO2-Bindung durch die Wiederherstellung von natürlichen Ökosystemen – vor allem von Wäldern, aber auch von anderen Ökosystemen an Land und zu Wasser –, die der Bericht wegen ihrer Vorteile für Biodiversität, Bodenqualität und lokaler Ernährungssicherheit als sehr positiv bewertet:

C3.5. Some AFOLU-related CDR measures such as restoration of natural ecosystems and soil carbon sequestration could provide co-benefits such as improved biodiversity, soil quality, and local food security. If deployed at large scale, they would require governance systems enabling sustainable land management to conserve and protect land carbon stocks and other ecosystem functions and services (medium confidence). (Figure SPM.4) {2.3.3, 2.3.4, 2.4.2, 2.4.4, 3.6.2, 5.4.1, Cross-Chapter Boxes 3 in Chapter 1 and 7 in Chapter 3, 4.3.2, 4.3.7, 4.4.1, 4.5.2, Table 2.4}

Systemisches Denken ist im IPCC eine neuere Entwicklung, darunter auch das Nachdenken über ökosystem-basierte Klimalösungen. Daher differenziert der Sonderbericht zu 1,5 Grad an vielen Stellen leider im Landsektor noch nicht sinnvoll genug zwischen Geoengineering-Ansätzen wie BECCS und Aufforstung einerseits und dem Schutz und der Wiederherstellung von natürlichen Ökosystemen auf der anderen Seite.

Da in den Integrated Assessment Modellen (IAMs), die meist eine sehr dominante Rolle in den Berichten des IPCC einnehmen, Monokulturen und Bioenergie leichter zu modellieren sind als biodiverse Ökosysteme, besteht hier noch erheblicher Verbesserungsbedarf in der Art und Weise, wie der IPCC den Landsektor betrachtet.

Es besteht aber Hoffnung, dass der anstehende Sonderbericht zum Landsektor (der zweite in einer Reihe von drei Sonderberichten, die der IPCC vor dem 6. Sachstandsbericht herausgeben wird) hier bereits einiges an Präzisionsarbeit und eine differenziertere Auseinandersetzung mit Klimaschutzansätzen im Landsektor leisten kann. Hier geht es sowohl um die Möglichkeiten, durch alternative landwirtschaftliche Produktionsmodelle große Menge an Emissionen sparen zu können (Stichwort Agrarökologie statt „Intensivierung“), aber auch das Potential von natürlichen Ökosystemen, CO2 viel stabiler und nachhaltiger zu binden als Monokultur-Wälder oder geologische Speicherung.

In diesem Zusammenhang können wir schon einmal einen zentralen Bericht ankündigen, der nächste Woche veröffentlicht wird: Das CLARA-Netzwerk (Climate Land Ambition Rights Alliance – ein Zusammenschluss von zivilgesellschaftlichen Organisationen, Bewegungen und Netzwerken sowie unabhängigen Wissenschaftler/-innen mit einem starken Fokus auf Menschen- und Landrechten, insbesondere indigene Rechte, natürlichen Ökosystemen, Agrarökologie und Ernährungssouveränität), mit dem wir als hbs in der Klimarahmenkonvention eng zusammenarbeiten, veröffentlicht am 15. Oktober seinen Bericht zu landrechts- und ökosystem-basierten Ansätzen im Landsektor im Kontext von 1.5 Grad – dazu bloggen wir dann hier wieder.

Radikaler Realismus im IPCC?

Erstaunlich eindeutig fallen auch die Aussagen des Weltklimarats zu den Themen soziale Ungleichheit und Gerechtigkeit aus: Er beschreibt soziale Gerechtigkeit und reduzierte Ungleichheit als zentrale Aspekte von klimaresilienten (und klimagerechten!) Zukünften. Auch die Wichtigkeit von lokalem und indigenem Wissen werden an anderer Stelle betont.

D6. Sustainable development supports, and often enables, the fundamental societal and systems transitions and transformations that help limit global warming to 1.5°C. Such changes facilitate the pursuit of climate-resilient development pathways that achieve ambitious mitigation and adaptation in conjunction with poverty eradication and efforts to reduce inequalities (high confidence). {Box 1.1, 1.4.3, Figure 5.1, 5.5.3, Box 5.3}

D6.1. Social justice and equity are core aspects of climate-resilient development pathways that aim to limit global warming to 1.5°C as they address challenges and inevitable trade-offs, widen opportunities, and ensure that options, visions, and values are deliberated, between and within countries and communities, without making the poor and disadvantaged worse off (high confidence). {5.5.2, 5.5.3, Box 5.3, Figure 5.1, Figure 5.6, Cross-Chapter Boxes 12 and 13 in Chapter 5}

So stellt der IPCC-Bericht außerdem sinnvollerweise fest, dass politische Maßnahmen der Umverteilung eine Verstärkung von bestehender sozialer Ungleichheit, die beispielsweise in Hunger, Armut und Energiearmut resultiert, verhindern bzw. diese verringern sollten:

D4.5. Redistributive policies across sectors and populations that shield the poor and vulnerable can resolve trade-offs for a range of SDGs, particularly hunger, poverty and energy access. Investment needs for such complementary policies are only a small fraction of the overall mitigation investments in 1.5°C pathways. (high confidence) {2.4.3, 5.4.2, Figure 5.5}

Auch können wir dem IPCC fast schon „Radikalen Realismus“ attestieren, indem er klar herausstellt, dass Klimaschutzszenarien, die den globalen Energie- und Ressourcenverbrauch senken sowie auf veränderte Konsummuster und Ernährungsweisen setzen, die stärksten Synergieeffekte mit den Sustainable Development Goals (SDGs) haben und zudem die Notwendigkeit von risikoreichen CDR-Technologien reduzieren:

D4.2. 1.5°C pathways that include low energy demand (e.g., see P1 in Figure SPM.3a and SPM.3b), low material consumption, and low GHG-intensive food consumption have the most pronounced synergies and the lowest number of trade-offs with respect to sustainable development and the SDGs (high confidence). Such pathways would reduce dependence on CDR. In modelled pathways sustainable development, eradicating poverty and reducing inequality can support limiting warming to 1.5◦C. (high confidence) (Figure SPM.3b, Figure SPM.4) {2.4.3, 2.5.1, 2.5.3, Figure 2.4, Figure 2.28, 5.4.1, 5.4.2, Figure 5.4}

Auch wenn die Verhandlungen auf den letzten Metern beinahe noch daran gescheitert wären, dass eine kleine Zahl an ölexportierenden Staaten jegliche Referenz auf die unter der Klimarahmenkonvention eingereichten nationalen Verpflichtungen zu Emissionsreduktionen (NDCs) und dem Pariser Abkommen verhindern wollten, lässt sich sagen:

Der Sonderbericht zu 1,5 Grad sendet politisch die richtigen Botschaften, indem er die Notwendigkeit, aber auch die Machbarkeit herausstellt, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, und radikale Emissionsreduktionen einfordert durch einen schnellen Ausstieg aus der fossilen Energie und einen umfassenden Ausbau von erneuerbarer Energie, aber auch durch veränderte Produktions– und Konsummuster und den Schutz und die Wiederherstellung von natürlichen Ökosystemen.


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