Shell, Eni und der Ölblock OPL245 – ein Lehrstück zur Frage, wie Korruption den Klimawandel anheizt

Über den Korruptionsskandal rund um den Offshort-Ölblock OPL245 in Nigeria habe ich ja schon mehrfach berichtet (u.a. im Januar 2017: Shell und Eni verlieren großen Ölblock in Nigeria und im April 2017: #ShellKnew: Wie Korruption den Klimawandel anheizt).

Doch hier nochmal kurz der Hintergrund zum OPL245 Deal: Global Witness hat bereits 2017 offengelegt, dass Shell sehr wohl wusste, dass ihre Milliarden nicht unbedingt in öffentlichen Kassen landen würden, sondern in privaten. Es ist einer der größten Korruptionsskandale der Geschichte der Öl- und Gasindustrie – und davon gibt es viele! Shell und Eni samt einigen ihrer Top-Manager stehen deshalb auch aktuell in Italien und Nigeria wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht. Die Anklage besagt, dass 1,1 Milliarden US-Dollar, die für den Ölblock 2011 gezahlt wurden, als Schmiergeldzahlungen an verschiedene Schlüsselminister gingen. Das Gerichtsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Infos zum Gerichtsverfahren gibt es hier.

[youtube]https://youtu.be/mquop7Dyveg[/youtube]

Seit dieser Woche gibt es dazu nochmal Neues zu berichten: Global Witness hat am 26. November in Abuja die Ergebnisse einer Recherche veröffentlicht, die sie in Auftrag gegeben hatten. Das Ergebnis: Shell Manager wussten, dass der Deal, den sie der nigerianischen Regierung vorschlugen, nicht wirklich ein “production sharing contract” war. Ein solcher hätte der Regierung nämlich einen Anteil des Öls gegeben, das OPL245 produzieren soll. Aber Shell und Eni haben es weiter so bezeichnet, obwohl sie den Anteil der Regierung im Vertrag bereits gestrichen hatten. Die 6 Milliarden US-Dollar, die die beiden großen Ölfirmen dem Land somit stehlen, entspricht etwa dem Doppelten des jährlichen Gesundheits- und Bildungsetats des Landes!

[youtube]https://youtu.be/bpfkjM2IgbY[/youtube]

Übrigens: Shell und Eni haben immer noch die Lizenz über den Block OPL245, auch wenn die nigerianische Regierung den Deal inzwischen als korrupt bezeichnet.

Wie Korruption den Klimawandel anheizt und wie man das am Beispiel von OPL245 sehr schön sehen kann, habe ich gemeinsam mit Simon Taylor, einem der Günder und Direktoren von Global Witness in diesem Beitrag beschrieben. Mit Blick auf die am Wochenende beginnende Klimakonferenz in Katowice lässt sich festhalten:

Um das Pariser Abkommen zu erfüllen, müssen die Bemühungen zur Bekämpfung der Korruption und des Klimawandels Hand in Hand gehen. Korruption im weitesten Sinne des Wortes ist der Klebstoff, der das „System“ zusammenhält und finanzstarke, mächtige Interessen von den Regeln, die sie im Schach halten sollen, befreit. Sie ist der Grund, warum viele Regierungen, die zugesagt haben, ihre Emissionen in umfassender Weise zu verringern, ihre Zusagen bisher nicht erfüllen konnten.

 


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