Ein Beitrag von Inka Dewitz
Nächste Woche trifft sich die Weltgemeinschaft der Agrarindustrie auf der Grünen Woche in Berlin. Wäre es da nicht mal an der Zeit für ein klares Bekenntnis zu einer Landwirtschaft, die Klimaschutz und Naturschutz als Chance begreift und sich dadurch für eine nachhaltige Zukunft aufstellt? All das wäre möglich, denn in Europa steht die Reform der gemeinsamen Agrarpolitik an. Mit knapp 60 Mrd. Euro – also 114€ pro EU Bürgerin und Bürger – wird der Sektor jährlich unterstützt. Trotzdem fließt kaum Geld in die Bereiche, die den Menschen in Europa wichtig sind: Umwelt-, Klima- und Naturschutz, die Unterstützung kleiner Betriebe. Noch immer vertritt die Bundesregierung die Interessen der Agrarlobby. Digitalisierung und Gentechnik werden hofiert und als Heilsbringer gefeiert. Klima- und Umweltziele als Belastung abgetan.
Warum sich die Agrarpolitik seit Jahren nicht ändert und wie eine andere – eine nachhaltige und gerechte – Landwirtschaft aussehen könnte, darüber könnt ihr euch im kürzlich erschienenen Agrar-Atlas informieren oder kommt zu unserer Veranstaltungsreihe „Landwirtschaft anders – unsere Grüne Woche“ vom 14.01.-22.01.2019 in die Heinrich-Böll-Stiftung. Wir versprechen euch spannende und informative Diskussionsabende:
Montag 14.01. – Gentechnik – Alles neu? Über 80 Prozent der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher wollen keine Gentechnik auf ihren Tellern. Aber neue Techniken in Verbindung mit der Digitalisierung revolutionieren die Möglichkeiten der genetischen Veränderung. Was heißt diese Entwicklung für all diejenigen, die die europäische Landwirtschaft frei von Gentechnik halten wollen?
Dienstag 15.01. – Ein Blick über den Tellerrand – Was die Milliarden schwere Agrarpolitik mit Klima, Umwelt und globaler Nachhaltigkeit zu tun hat. Jährlich wird die Landwirtschaft mit knapp 60 Mrd. Euro unterstützt. Dennoch wird kaum Geld in die Dinge investiert, die den Menschen in der EU wichtig sind: der Schutz von Klima, Natur und Umwelt genauso wie der Erhalt von kleinen und mittleren Betrieben. Die Heinrich-Böll-Stiftung und der BUND haben das Jahr der Reform in der EU zum Anlass genommen, mit dem Agrar-Atlas die EU Agrarpolitik anschaulich zu erklären, zu zeigen, wie falsch vieles läuft und was besser gemacht werden könnte.
Mittwoch 16.01. – Landraub in Rumänien – Lesung mit Krimiautor Oliver Bottini. In seinem Krimi „Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens“ geht es um die Folgen der Globalisierung am Beispiel der Agrarindustrie, um Landraub und ausländische Investoren aber auch um Einblicke in die Diktaturen in Rumänien sowie in der DDR und deren Auswirkungen auf die Gegenwart.
Donnerstag 17.01. – Nach dem Hype: Und wie retten wir jetzt die Insekten? Immer neue Studien bestätigten das Ausmaß des Rückgang von Fluginsekten und eine ihrer zentralen Ursachen: eine immer intensiver betriebene Landwirtschaft – mit Monokulturen und ausgeräumte Landschaften, die Insekten kaum noch Nahrung und Schutz zu bieten hat und durch viel zu hohe Einträge von Düngern und Pestiziden zusätzlich schädigt. Es muss schnell gehandelt werden. Doch was ist bis heute passiert und ist die Trendwende zu schaffen?
Freiteg 18.01. – Agrarökologie stärken! – Für eine zukunftsgerichtete Politik und Praxis. Es scheint wie die Quadratur des Kreises: Wie können die negativen Umweltwirkungen der Landwirtschaft verringert werden, während gleichzeitig die Produktivität erhöht wird? Die Antwort liegt auf der Hand – indem die landwirtschaftliche Erzeugung nicht mehr gegen die ökologischen und sozialen Systeme, in denen sie verortet ist, arbeitet, sondern mit ihnen. Das ist der wichtigste Grundsatz von Agrarökologie.
Samstag 19.01. – DEMO – Der Agrarindustrie den Geldhahn abdrehen! Ein Netzwerk von Bäuerinnen und Bauern – konventionell und bio, Verbraucherinnen und Verbrauchern, NaturschützerInnen und TierschützerInnen, ImkerInnen und Organisationen aus der Entwicklungszusammenarbeit ruft zur Demo auf: Für eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung, für Klimagerechtigkeit und Gutes Essen. Anschließend sind alle eingeladen zum Suppn’Talk ab 14:30 in die Heinrich-Böll-Stiftung zu kommen zu, aufwärmen, genießen, vernetzen und diskutieren nach der DEMO bei Essen, heißen Getränken und Kultur.
Der Politische Suppentopf – Nach der Demo ist vor der Aktion!
Dienstag 21.01. – Ein giftiges Geschäft, Kleinbauern im Fokus der Agrarindustrie. Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe zeigen wir den Film „Toxic Business“ aus Kenia und stellen eine Studie zu Pestizideinsatz in Bolivien vor.
Während der ganzen Woche sind auf der Belletage der Heinrich-Böll-Stiftung die Arbeiten von Ines Meier in der Ausstellung „Tellerrand“ zu sehen. Großformatige Luftaufnahmen verdeutlichen die Relevanz der EU-Agrarpolitik für jede/n von uns. Die Fotografien, die ästhetisch an abstrakte Malerei erinnern, untersuchen die Folgen industrieller Landwirtschaft von Bodenerosion und Nitratbelastung des Wassers bis hin zum Verschwinden bäuerlicher Strukturen.