In der Provinz Neuquén im Norden Argentiniens gibt es enorme Schiefergas- und Schieferöl-Vorkommen, die mit Hilfe von Fracking ausgebeutet werden sollen. Zum Projekt „Vaca Muerta“ hatten wir an anderer Stelle bereits berichtet.
Stefan Borghardt, ein deutscher Fotojournalist, wollte sich am vergangenen Montag sein eigenes Bild von der Lage machen und wurde von der lokalen Polizei auf die Wache gebracht und dort nach Schlägen, Bedrohungen und Beleidigungen mehrere Stunden festgehalten und eingeschüchtert. Seine Kameraausrüstung wurde gegen seinen Protest von der Polizei einbehalten. Die Organisation Observatorio Sur und die Deutsche Welle haben auf Spanisch zu dem Fall berichtet.
Borghardt, 28, studiert Fotojournalismus in Hannover. Es machte in der Nähe der Ortschaft Añelo Fotos von den Abraumbecken und durch Erdreich sickernden Schlämmen, als er von einem Wachmann auf dem Gelände der Polizei übergeben wurde. Obwohl er einen Presseausweis vorlegen konnte, bestand die Polizei darauf, weitere Dokumente von ihm zu sehen und den Hintergrund seiner Tätigkeit und Auskünfte über seine mutmaßlichen Auftraggeber zu erhalten. Er wurde dazu gedrängt, ein Vernehmungsprotokoll zu unterzeichnen, das er zuvor nicht gegenlesen durfte. Zuvor war er beleidigt und eingeschüchtert, an eine Wand gestossen und geschlagen worden.
Die Kameraausrüstung hat er – nach einer Anzeige und großer Unterstützung durch die argentinische Zivilgesellschaft – inzwischen wieder zurückerhalten, die Fotos wurden nicht gelöscht. Die Fotos in diesem Artikel sind mit seinem Mobiltelefon entstanden.
Der Umgang mit den hochgiftigen Schlämmen, die durch das Fracking-Verfahren entstehen, ist einer der großen Konfliktpunkte im Zusammenhang mit dieser Technologie. Eine Lagerung in schlecht oder gar nicht isolierten oder abgedeckten Aushöhlungen in den Böden führt dazu, dass die Giftstoffe in die Luft entweichen und in die Böden einsickern. Für die lokale Bevölkerung stellt ein solch leichtfertiger Umgang ein hohes Risiko für ihre Gesundheit dar.
Borghardts Fotos lassen vermuten, dass in Añelo so vorgegangen wurde.
Hintergrund zum Thema Vaca Muerta & Fracking in Argentinien (auf Englisch):
Megaprojekt Vaca Muerta: Eine tickende CO2-Bombe in Patagonien (Kurze Übersichtsstudie auf Englisch)
Greenpeace investigation reveals Shell, Total, and other oil majors using illegal toxic waste dumps in Patagonia (Analyse von Greenpeace Andino)
Setbacks in plan to use Vaca Muerta oil and gas reserves to kickstart economy (Analyse von IEEFA)
Auf Spanisch: