Vor wenigen Tagen wurde eine neue bahnbrechende klimawissenschaftliche Studie veröffentlicht, die sich mit der Frage befasst, welche genaue Verantwortung die größten fossilen Konzerne für die Übersäuerung der Ozeane tragen. Sie ist Teil einer neuen Reihe von „attribution science“, die es ermöglicht, spezifische Verantwortlichkeiten zu quantifizieren. Bisher war das vor allem möglich, wenn es um die Verantwortung für den Temperaturanstieg und Meeresspiegelanstieg ging.
Doch nun hat die von der Union of Concerned Scientists und dem Climate Accountability Institute durchgeführte Studie, die in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlicht wurde, festgestellt, dass die Emissionen der weltweit größten Unternehmen für fossile Brennstoffe und Zement für mehr als die Hälfte der Versauerung der Ozeane seit vorindustrieller Zeit verantwortlich sind.
Diese neue Studie baut dabei direkt auf den früheren Forschungsarbeiten auf, die die Emissionen von fossilen Unternehmen mit der globalen Durchschnittstemperatur und dem Anstieg des Meeresspiegels verknüpfen. Die Studie berechnete die Menge der Ozeanversauerung, die durch die Freisetzung von Kohlenstoff bei der Gewinnung, Verarbeitung und Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Herstellung von Zement von den 88 größten Gas-, Öl- und Kohleproduzenten und Zementherstellern verursacht wurde. Der Ozean absorbiert einen großen Teil des in die Atmosphäre emittierten Kohlendioxids und verändert die Meereschemie. Infolgedessen versauert der Ozean in einer Geschwindigkeit, die in den letzten 66 Millionen Jahren beispiellos war, und schädigt das Meeresleben sowie die Gesundheit und die Lebensgrundlagen der Küstengemeinden.
Die neue Studie untersucht die Emissionen der Unternehmen in zwei Zeiträumen: 1880 bis 2015 und 1965 bis 2015. Diese Zeitspannen sind relevant, denn: Neue Forschungsergebnisse belegen, dass sich die Öl- und Gasindustrie der Klimarisiken ihrer Produkte mindestens seit Mitte der 1960er Jahre bewusst war. Nachdem diese Risiken allgemein bekannt wurden, starteten die Unternehmen der fossilen Brennstoffe eine Desinformationskampagne in gigantischem Ausmaß, um die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass die Klimawissenschaft zu unsicher sei, um Maßnahmen zu rechtfertigen.
Die zentralen Ergebnisse der neuen Studie:
- Emissionen, die auf 88 große Kohlenstoffproduzenten von 1880 bis 2015 zurückgeführt werden, haben zu mehr als der Hälfte (~55 Prozent) des beobachteten Anstiegs der Ozeanversauerung in diesem Zeitraum beigetragen.
- Emissionen, die auf 88 große Kohlenstoffproduzenten von 1965-2015 zurückgeführt werden, haben zu mehr als der Hälfte (~51 Prozent) der Ozeanversauerung beigetragen, die zwischen 1880-2015 beobachtet wurde.
- Mehr als ein Fünftel (~23 Prozent) dieses erhöhten Säuregehalts ab 1880 lässt sich auf die Emissionen der 20 größten privaten/börsennotierten und staatlichen Unternehmen seit 1965 zurückführen, darunter Chevron, ExxonMobil, BP, Royal Dutch Shell und ConocoPhillips.
UCS Press Statement: English, Spanish
Climate Accountability Institute Press Statement: English
Tracing Fossil Fuel Companies’ Contribution to Climate Change and Ocean Acidification