Auswirkungen von Chemikalien in (Plastik)Lebensmittelverpackungen auf die menschliche Gesundheit – was ist Konsens in der Wissenschaft?

Im Jahr 2019 rief das Food Packaging Forum eine Gruppe international anerkannter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Umweltgesundheit und Toxikologie zusammen, um zu bewerten, welche Chemikalien nachweislich von Lebensmittelverpackungen (vor allem aus Plastik) in Lebensmittel  übertragen werden. Diese Wissenschaftler/innen bewerteten auch den Forschungsstand darüber, wie gefährlich diese Chemikalien aus Lebensmittelverpackungen für Menschen sind, veröffentlichten ein Protokoll für die systematische Erfassung der Migration von Chemikalien aus Artikeln mit Lebensmittelkontakt in Lebensmittel und stellten eine Datenbank mit Chemikalien zusammen, die absichtlich bei der Herstellung von Lebensmittelverpackungen und anderen Arten von Artikeln mit Lebensmittelkontakt verwendet werden.

Aus dieser Arbeit ist nun ein wissenschaftlicher Artikel mit dem Titel „Impacts of Food Contact Chemicals on Human Health Consensus Statement“ (Auswirkungen von Chemikalien mit Lebensmittelkontakt auf die menschliche Gesundheit) in der Fachzeitschrift Environmental Health erschienen.

Die Autor/innen fassen die Ergebnisse wie folgt zusammen:

Lebensmittelverpackungen sind wichtig, weil sie Lebensmittel konservieren und schützen, Lebensmittel transportfähig machen und Informationen an die Verbraucherinnen und Verbraucher vermitteln. Aber auch für das Marketing sind sie relevant. Meist bestehen sie aus einem oder mehreren verschiedenen Materialien und aus Chemikalien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Diese Chemikalien gehen nachweislich aus allen Arten von Lebensmittelkontakt-Materialien in Lebensmittel über und werden folglich auch von Menschen aufgenommen. Eine Verringerung der Exposition gegenüber gefährlichen Chemikalien mit Lebensmittelkontakt würde massiv zur Prävention von damit verbundenen chronischen Krankheiten beitragen.

Das „Consensus Statement“ fasst konkrete wissenschaftliche Erkenntnisse zusammen, die nachweisen, dass Lebensmittelkontaktmaterialien und -artikel ein relevanter Expositionspfad für bekannte gefährliche Stoffe sowie für eine Vielzahl von toxikologisch nicht charakterisierten Chemikalien sind, die sowohl absichtlich als auch unabsichtlich hinzugefügt werden. Es werden aber auch Bereiche benannt, wo es noch mehr Unklarheit und Forschungsbedarf gibt.

Sie folgern: Die derzeitige Sicherheitsbewertung von Chemikalien mit Lebensmittelkontakt ist für den Schutz der menschlichen Gesundheit nicht ausreichend. Auch bei der Suche nach alternativen Lebensmittelverpackungen (ohne Plastik) und Recyclingoptionen wird leider der kritische Aspekt der Chemikaliensicherheit oft ignoriert.

Übrigens: Mehr Infos zum Thema Plastik & Gesundheit gibt es auch im Plastikatlas und in der Studie Plastik & Gesundheit.


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