Wie Rassismus und Kolonialismus die Klimakrise und den Klimaschutz prägen

Rassismus und Klimawandel sind seit ihren Anfängen miteinander verwoben, und sowohl koloniale Kontinuitäten als auch Hierarchien haben Klimapolitik und -handeln bestimmt.  Aus Anlass des Internationalen Tags gegen Rassismus (21. März) veröffentlicht das Nordamerika Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Washington DC diesen Text:

Framing Paper

Racism and Climate (In)Justice

How Racism and Colonialism shape the Climate Crisis and Climate Action

Wir veröffentlichen hier eine deutsche Übersetzung der Zusammenfassung – empfehlen aber auch die Lektüre des englischen Originals:

Wie haben Rassismus und Kolonialismus zur Entstehung der Klimakrise beigetragen; wie haben sie die Gegenmaßnahmen geprägt; und warum trifft die Krise Schwarze, Indigene und People of Color (BIPoC) am härtesten? Das Framing Paper adressiert diese Fragen durch eine breite Darstellung der komplexen historischen und empirischen Realitäten, die zeigen, dass Kolonialismus und Rassismus eine wesentliche Rolle bei der Entstehung des Klimawandels und der Klimapolitik gespielt haben und diese bis heute prägen.

Es wird gezeigt, (I) wie Kolonialismus und Rassismus den Klimawandel ermöglicht haben, (II) wie koloniale Kontinuitäten und Rassismus die Klimapolitik und das Klimahandeln prägen und (III) wie rassifizierte Gemeinschaften innerhalb von Ländern überproportional vom Klimawandel betroffen sind. Es zeigt auch (IV) Wege auf, um Bewegungen und Institutionen durch einen tiefgreifenden kulturellen Wandel zu dekolonisieren und strukturelle und institutionelle Reformen durchzuführen, um institutionellen Rassismus im großen Maßstab anzugehen. Das Papier zeigt, dass es keine Klimagerechtigkeit ohne racial justice geben kann, und dass ein klares, tiefes und empirisch fundiertes Verständnis der vielen Verbindungen zwischen diesen beiden Arten von Ungerechtigkeit wesentlich ist, um beide anzugehen.

Das Papier analysiert die Art und Weise, in der die internationale Klimagovernance weiterhin von Ländern des Globalen Nordens bestimmt wird – Ländern, die ihre historischen Klima- und Entwicklungsschulden nicht anerkennen.

Darüber hinaus verfolgen die Länder des globalen Nordens weder aktiv das 1,5℃-Ziel, noch kommen sie ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber Entwicklungsländern nach, um die Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, Verluste und Schäden durch die Auswirkungen des Klimawandels zu beheben und den Zugang zu qualitativ hochwertiger und bezahlbarer Energie für alle zu gewährleisten. Unterdessen betrifft die Klimakrise unverhältnismäßig viele BIPoC-Gemeinschaften weltweit, wobei indigene Völker, Migrantengemeinschaften und andere rassifizierte Gemeinschaften, und innerhalb dieser insbesondere Frauen, am stärksten betroffen sind.

Das Rahmenpapier zeigt die Auswirkungen der Dominanz des Globalen Nordens in von den Vereinten Nationen geführten Prozessen, in multilateralen und bilateralen Organisationen sowie in der Klimabewegung. Diese Auswirkungen zeigen sich in der Priorisierung, Gestaltung und Koordination von Klimaschutzprojekten, die im Globalen Süden umgesetzt werden. Sie zeigen sich auch in der gegenwärtigen Einbeziehungspraxis, die oft zu einer Alibifunktion von BIPoC führt, und in den Einschränkungen, denen sie bei der Übernahme von Führungspositionen, insbesondere auf der internationalen Bühne, ausgesetzt sind. Die Mainstream-Darstellung von BIPoC als „Opfer des Klimawandels“ oder als Nutznießer von Projekten negiert auch ihre Rolle als Wissensträger, Innovatoren und Führungskräfte. Institutioneller Rassismus materialisiert sich im Verschweigen oder Leugnen von Rassismus durch diejenigen, die mit oder „für“ BIPoC- Gemeinschaften arbeiten, sowohl im Globalen Norden als auch im Globalen Süden, was sowohl mit Eigeninteressen als auch mit kollektivem Trauma zusammenhängen kann.

Die Beseitigung von Rassismus in der Klimapolitik und im Klimahandeln erfordert eine individuelle und institutionelle Koordination von Maßnahmen auf mehreren Ebenen, die folgendes beinhalten müssten:

  • Die Anerkennung der Geschichte und des Erbes des Kolonialismus in der Klimapolitik und im
  • Einen tiefgreifenden kulturellen Wandel innerhalb von Institutionen und Organisationen des Globalen Nordens zu ermöglichen und die gegenwärtigen Inklusionspraktiken in Frage zu stellen, um die tatsächliche Beteiligung und das Engagement der vielfältigen BIPoC zu fördern.
  • Adressierung spezifischer, vormals kolonisierte und BIPoC Gemeinschaften disproportional betreffende Schäden, die durch Klima- und Umweltrassismus und Sexismus verursacht werden, durch die Durchsetzung von Menschenrechtsverpflichtungen unter der Internationalen Konvention zur Beseitigung der Rassendiskriminierung sowie unter der Konvention zur Beseitigung aller Formen der Diskriminierung von
  • Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven und vielfältiger Weltanschauungen und Akzeptanz vielfältiger Realitäten und Wege zur Lösung der Klimakrise jenseits der Perspektiven des Globalen
  • Förderung von Forschung zu den spezifischen Dynamiken, Manifestationen und unterschiedlichen Auswirkungen von Rassismus, Widerstand und Wegen zu Empowerment in der Umwelt- und Klimapolitik, dem globalen Klimaregime und Klimaaktivismus, die BIPoC-Perspektiven in den Mittelpunkt stellt und durch BIPoC- Epistemologien und -Methodologien informiert ist, d.h.: Wege des Wissens und der Forschung.

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