Winter is Coming: Plastic has to go

Der soeben veröffentlichte Bericht Winter is Coming: Plastic has to go (Der Winter naht: Plastik muss weg) von Break Free From Plastic (BFFP) und dem Center for International Environmental Law (CIEL) zeigt, wie viel Öl und Gas in Plastik stecken und wie viel durch weniger Verpackungen eingespart werden könnte.

Die Kunststoffproduktion ist bei weitem der größte industrielle Öl-, Gas-und Stromverbraucher in der EU und stellt andere energieintensive Branchen wie Stahl, Automobilbau, Maschinenbau sowie Lebensmittel- und Getränkeproduktion in den Schatten. Die Herstellung von Plastik war 2020 für fast 9 % bzw. 8 % des Endverbrauchs von fossilem Gas und Öl in der EU verantwortlich. In Deutschland entfällt auf die Plastikindustrie fast ein Viertel (24 %) des industriellen Gasverbrauchs.

Das Öl und Gas stammt auch aus Russland: 2020 importierte die EU 38 % des Gases und 22 % des Öls aus Russland.

Die Plastikherstellung ist der energie-und rohstoffintensivste Prozess der petrochemischen Industrie. Auf sie entfallen mehr als ein Fünftel (21,9%) des industriellen Gasverbrauchs und zwei Fünftel (37,6%) des Ölverbrauchs in der EU. Der größte Teil wurde für die Herstellung von Plastikverpackungen verwendet, die 40 % des Endmarktes für Kunststoffprodukte in der EU ausmachen. Dies entspricht etwa 10 Mrd. Kubikmeter fossilem Gas und 14 Mio. Tonnen Öl.

Deutschland, Belgien, Spanien, Frankreich, Italien, die Niederlande und Polen sind zusammen für 77 % des gesamten Kunststoffverpackungsabfalls in der EU verantwortlich.

Würde die EU Kunststoffverpackungen um 50 % reduzieren und eine Recyclingquote von 90 % für Verpackungen erreichen, würde dies zu einer Verringerung des Bedarfs an fossilem Gas um 6,2 Mrd. Kubikmeter und an Öl um 8,7 Mio. Tonnen im Vergleich zu 2020 führen.

Seit der Veröffentlichung ihrer Kunststoffstrategie im Jahr 2018 und der Verabschiedung der Einwegplastik-Richtlinie 2019 beansprucht die EU eine führende Rolle im globalen Kampf gegen die Plastikverschmutzung ein. Das wurde auch bei den UNEA-Verhandlungen zu einem verbindlichen globalen Plastik-Abkommen deutlich, die im März 2022 zur Annahme einer historischen Resolution führten. Doch keine der Maßnahmen, die die EU bisher ergriffen hat, setzt direkt an der Produktion an.

Das „business-as-usual“-Szenario, mit dem die Plastikindustrie die kontinuierliche Expansion ihrer gas-und ölbasierten Produktion plant, ist nicht vereinbar mit den Zielen des „Green Deal“, dem verbindlichen 1,5°C-Klimaziel und der dringenden Notwendigkeit, unseren Öl-und Gasverbrauch zu verringern.

Die EU kann sich nicht aus den zahlreichen aktuellen Krisen freikaufen, indem sie einfach russische fossile Brennstoffe durch Importe aus anderen Regionen ersetzt.

Um einerseits die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beenden und Europa vor eskalierenden Preisen und daraus resultierenden Konflikten zu schützen, und andererseits die Klima-und Plastikkrise zu bekämpfen, gibt es für die EU nur einen Weg: die Plastikproduktion reduzieren!

Dazu schlägt der Report zahlreiche konkrete politische Maßnahmen auf EU-Ebene vor, von denen hier nur einige genannt seien:

  • die drastische Verringerung der Produktion von Neuplastik, indem die EU die Umsetzung der Abfallrahmenrichtlinie und der Einweg-Richtlinie beschleunigt und ausweitet, und ehrgeizigere Ziele und Quoten durch die Verabschiedung von Zielen für die Vermeidung und Mehrwegsysteme setzt
  • ehrgeizige Maßnahmen zur Reduzierung von Verpackungen ergreifen: eine Obergrenze für die in der EU insgesamt in Verkehr gebrachte Verpackungen und die Entwicklung von Mehrwegsystemen mit ehrgeizigen und verbindlichen Mehrwegquoten
  • Verbrauch von Neuplastik in den Bereichen Verpackung, Haushaltswaren, Automobil und Bauwesen um 40 % bis 2030 reduzieren
  • den Bau neuer Infrastrukturen für fossile Brennstoffe, einschließlich petrochemischer Anlagen, stoppen, beginnend mit einem Moratorium oder einem Genehmigungsstopp für neue Anlagen zur Herstellung von Neuplastik (z. B. Cracker)
  • einen klimafreundlichen und klimagerechten Energiezugang sichern und -auch finanzielle-Verpflichtungen im Rahmen des EU Green Deal, des UNFCCC und des Pariser Abkommens erfüllen

Der vollständige Bericht sowie die Zusammenfassung können auf www.breakfreefromplastic.org/winter-is-coming heruntergeladen werden. Eine deutsche Übersetzung der Zusammenfassung hat der BUND veröffentlicht.


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