Die kanadische Umweltbewegung hat diese Woche einen kleinen Sieg gegen die Teersandlobby gewonnen: Vier Einrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft haben ihre Kooperation mit der Universität von Alberta in Kanada beendet, bei der es um die Erforschung von neuen Verfahren zur Reinigung von durch Teersandabbau verschmutztes Wasser und Böden geht. Die Begründung: Die katastrophale kanadische Klima- und Energiepolitik sei ein Reputationsrisiko für die deutsche Wissenschaft (tagesspiegel, euractiv).
Da kanadische und europäische NGOs seit Jahren versuchen, das Saubermann-Image Kanada als Fassade zu entlarven und dabei auf heftigsten Lobby-Widerstand der kanadischen Regierung stoßen (die unter anderem darum besorgt ist, dass ihr Teersandöl demnächst nicht mehr auf den europäischen Markt darf aufgrund schärferer Standards), ist das ein kleiner, aber entscheidender Triumph. Und dass zu einer Zeit, in der kanadische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunehmendem Druck ausgesetzt sind und wichtige Klimaforschungseinrichtungen geschlossen werden.
Der Sieg hat aber auch einen faden Beigeschmack: Wenn wir uns vor Augen führen, dass es sich bei der Ausbeutung der kanadischen Teersande um einen der absoluten Irrwege handelt, wenn wir katastrophalen Klimawandel vermeiden wollen (James Hansen: „Game over for the climate„), wo liegen dann die Grenzen dessen, was moralisch vertretbare Forschung ist? Ist es okay zu erforschen, wie wir die lokale Zerstörung durch den Teersandabbau ein klein bisschen weniger schlimm gestalten können? Oder machen wir uns damit schon zu „Mittätern“?