Über die Gefahr, die von der Technologie der „Gene Drives“ ausgeht, habe ich ja bereits mehrfach berichtet – unter anderem live von der Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen in Cancun im Dezember 2016, wo wir uns für ein Moratorium eingesetzt haben. Zum Ergebnis der COP 13 der CBD kann man hier nachlesen.
Dass die Gefahr von Gene Drives nicht nur im fernen Hawaii oder Australien lauert, sondern auch im nahen Göttingen, haben die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), das Gen-ethische Netzwerk (GeN) und Testbiotech nun gezeigt.
Sie wenden sich in einem gemeinsamen Brief an die Niedersächsische Landesregierung und bitten um Aufklärung zur Forschung mit gentechnisch veränderten Fliegen. Anlass war ein Interview mit Ernst Wimmer von der Universität Göttingen. Darin berichtet der Entwicklungsbiologe über Experimente mit gentechnisch veränderten Fliegen, die er in einem Labor durchgeführt hat, das nicht die vorgeschriebenen Sicherheitsstandards erfüllt.
Was ist ein Gene Drive? „Bei einem Gene Drive wird die Veranlagung für die „Gen-Schere“ CRISPR-Cas im Erbgut verankert. Diese „Gen-Schere“ soll an einer bestimmten Stelle das Erbgut öffnen und dort die veränderte DNA-Sequenz einbauen. Dabei werden bestimmte natürliche Genanlagen zerstört. In diesem Fall führt dies dazu, dass sich in der nächsten Generation nur noch die Männchen fortpflanzen können. Diese gentechnische Veränderung wiederholt sich in der nächsten Generation automatisch. Im Ergebnis sollen die Insekten das veränderte Erbgut zu 100 Prozent (homozygot) weitergeben. Dadurch verbreiten sich die neu eingefügten Eigenschaften viel schneller in der Insektenpopulation, als dies sonst zu erwarten wäre. Viele Experten warnen eindringlich vor einer Freisetzung derartiger Organismen.“ (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), das Gen-ethische Netzwerk (GeN) und Testbiotech)
Da das Labor tatsächlich nicht den notwendigen Sicherheitsstandards entsprach, mussten die Versuche eingestellt werden. Dass der Wissenschaftler solche Sicherheitsstandards aber auch offensichtlich gar nicht für notwendig hielt, führt uns vor Augen, was passiert, wenn die Risiken einer solchen Technologie nicht bekannt sind oder verharmlost werden.
Die niedersächsische Landesregierung soll nun erklären wer die Versuche genehmigt hat, welche Insektenart verwendet wurde, ob die Versuche wirklich eingestellt wurden oder ob es Pläne gibt, diese fortzusetzen.