Warum wir ein internationales Plastikabkommen brauchen

Bis zu 13 Millionen Tonnen Plastik finden jedes Jahr ihren Weg in die Weltmeere. Der Müll bedroht mehr als 800 Tierarten, vermüllt Strände und kostet die Tourismus-Industrie weltweit jährlich hunderte Millionen Dollar. Einmal ins Meer gelangt, verteilen Strömungen den Kunststoff über den ganzen Globus. Auf nationaler Ebene lässt sich dieses Problem aber nicht lösen: Bislang setzt die Weltgemeinschaft auf Freiwilligkeit, aber das reicht längst nicht aus.

Nun haben sich Nils Simon und Luisa Schulte von adelphi auf den Weg gemacht, sich die vorhandene internationale Umwelt-Governance angeschaut, Lücken und Optionen analysiert und schließlich einen Vorschlag für ein internationales Plastikabkommen vorgelegt. Diesen Vorschlag haben wir heute gemeinsam in Berlin präsentiert.

Die vorhandenen Governance-Optionen setzen vor allem da an, wo das Problem besonders sichtbar wird, also im Meer. Aber die Ursachen der Plastikvermüllung liegen ja an Land! Es sind die globalen Produktions- und Konsummuster, die es zu ändern gilt! Es ist an der Zeit, die Plastiklawine an Land und damit an ihrem Ursprung anzugehen, und zwar mit klaren und international bindenden Regeln. Nicht zuletzt scheint es wirtschaftlich geboten, dass die Staatengemeinschaft einen völkerrechtlichen Vertrag verhandelt. So argumentieren Nils Simon und Maro Luisa Schulte von der Berliner Denkfabrik adelphi in ihrer aktuellen Studie „Stopping Global Plastic Pollution: The Case for an International Convention“ (Deutsche Zusammenfassung) für die Heinrich-Böll-Stiftung.

Aber auch andere Akteurinnen und Akteure haben sich längst auf den Weg gemacht und mobilisieren für eine plastikfreie bzw. zumindest deutlich plastikärmere Zukunft – allen voran das Break Free From Plastic Movement, das weltweit über 800 Organisationen versammelt:

Vision des Break Free From Plastic Movement:

Wir glauben an eine Welt, wo das Land, der Himmel, die Meere und das Wasser voller Leben und nicht voller Plastik sind und wo die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken und das Essen, das wir zu uns nehmen, frei von toxischen Beiprodukten der Plastikverschmutzung sind. In dieser Welt leiten die Prinzipien der Umweltgerechtigkeit, der sozialen Gerechtigkeit, der öffentlichen Gesundheit und der Menschenrechte die Politik, nicht die Vorstellungen
der Eliten und Konzerne. Das ist die Zukunft, an die wir glauben und die wir zusammen aufbauen.
Prinzipien:
Wir werden dafür arbeiten, Solidarität zwischen Menschen und betroffenen Gemeinden in der ganzen Welt zu schaffen, damit:
1. Unsere Lebens- und Wirschaftsweise die planetarischen Grenzen einhält.
2. Abfall an erster Stelle reduziert wird.
3. Der Lebenszyklus von Materialien und Produkten, die wir benutzen- von der Gewinnung bis zu Endnutzung, Recycling, Kompostierung und Entsorgung- zur Gesundheit von Mensch und Planet beiträgt.
4. Starkes gemeinschaftliches Handeln und Kooperationen zwischen Bürgern, Arbeitern, Regierungen, Experten und engagierten Unternehmen die gegenwärtigen und zukünftigen Entscheidungen über die Entwicklung von Materialien, Produktions- und Abfallsysteme lenken.
5. Menschen, die informell Müll sammeln und recyceln, unterstützt werden, damit sie die Systeme, in denen sie arbeiten, verbessern und einen gerechten Übergang zu einer neuen und sicheren Materialwirtschaft mitgestalten können.
6. Die Produzenten die Verantwortung für alle Kosten und Auswirkungen übernehmen, die während des Lebenszyklus ihrer Produkte und Verpackungen entstehen, und bessere Materialien und Systeme erfinden und neu gestalten.
7. Plastikprodukte und -verpackungen, wo sie notwendig sind, wiederbenutzt, repariert, und wenn das nicht mehr möglich ist, recycelt und toxische Stoffe von der Produktion eliminiert werden.
8. Keine neue Müllverbrennungsanlage gebaut und Erneuerbare-Energien-Zuschüsse für Plastik und Müllverbrennung abgeschafft werden. Darunter fallen Vergasung, Pyrolyse, Zementöfen und andere Müllverbrennungsanalagen mit Energiegewinnung.
9. Bioabfälle and den Boden zurückgegeben werden und “Zero Waste” Systeme die Abhängigkeit von Mülldeponien und Müllverbrennungsanalgen verringern.
10. Die Systeme, die wir aufbauen und die Materialen, die wir benutzen, den Klimawandel verlangsamen, anstatt ihn zu beschleunigen.

Unser oberstes Ziel ist eine Zukunft frei von Plastikverschmutzung.

Bis zu einer möglichen neuen internationalen Konvention ist es sicherlich noch ein langer Weg und ein rechtliches Abkommen auf UN-Ebene allein wird sicherlich auch nicht das Plastikproblem allumfassend lösen. Aber ohne ein konzertiertes Vorgehen auf UN-Ebene ist eine echte Trendwende in diesem Bereicht kaum vorstellbar. Also: gehen wir es an!


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