Allen, die sich näher mit Klimawissenschaft und Klimapolitik befassen, ist spätestens seit Veröffentlichung des Sonderberichts des Weltklimarats (IPCC) zu 1,5 Grad globaler Erwärmung klar: neben dem schnellen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Rohstoffe wird es vor allem um ein Umsteuern im Landsektor gehen. Ohne Schutz und Regeneration natürlicher Ökosysteme mit ihrer Artenvielfalt und Senkenfunktion keine Klimagerechtigkeit.
Doch was genau heißt dieses Umsteuern? Wohin soll die Reise gehen? Diskutierte Maßnahmen reichen von einer weiteren Intensivierung unserer ohnehin hochindustrialisierten Landwirtschaft und das Pflanzen großer Monokulturplantagen bis hin zur naturnahen Waldbewirtschaft und einem Umsteuern bei unseren ressourcenintensiven Lebensstilen (Stichwort: Fleischkonsum).
Orientierung in diesem Themenfeld, wissenschaftlich fundierte Analysen und praxisrelevante Politikempfehlungen bietet der heute erschienene „Missing Pathways“ Bericht (deutsche Zusammenfassung hier) der Climate Land Ambition Rights (CLARA) Alliance.
Das CLARA-Netzwerk ist ein Bündnis aus Umweltorganisationen und Basisbewegungen, religiösen Organisationen und unabhängigen Wissenschaftler/-innen, das auf landrechtsbasierte und ökosystembasierte Maßnahmen im Landsektor setzt, um Emissionreduktionen und Anpassung an Klimawandelfolgen zu erreichen. Die Heinrich-Böll-Stiftung ist Mitglied bei CLARA und hat aktiv am aktuellen Bericht mitgewirkt.
Ausgangslage ist die folgende: Im Landsektor beruhen viele der im IPCC berücksichtigen Emissionsreduktionspfade, um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, auf unbewiesenen und risikoreichen Geoengineering-Ansätzen wie Bioenergie in Kombination mit Carbon Capture and Storage (BECCS).
Der vorliegende Bericht des CLARA-Netzwerks bietet eine alternative Antwort auf die Frage, wie das 1,5°C-Ziel mit Hilfe des Landsektors erreicht werden kann. Er setzt auf Lösungen, die Rechte lokaler und traditioneller Gemeinschaften schützen und stärken, natürliche Senken und artenreiche Ökosysteme in ihrer Viefalt erhalten und unseren Nahrungsmittelsektor von industrieller Massenproduktion auf agrarökologische Methoden umstellen.
Missing Pathways to 1.5oC details how ecosystem-based approaches and transformative change across land and agriculture sectors could deliver 11 Gt CO2-eq per year in avoided emissions, and 10 Gt CO2-eq per year in carbon sequestered into the biosphere by 2050. Increasing the area of land under secure community-based tenure systems could ensure long-term protection of more than 1000 Gt CO2-eq. (Estimated global total greenhouse gas emissions in 2016 were 53.4 Gt CO2-eq.)