#DetroitKnew – Big Oil hat nicht allein den Klimaschutz verzögert, auch die Autoindustrie wusste schon vor 50 Jahren über den Klimawandel Bescheid

Ein neuer Bericht, der diese Woche in Energy & Environment News veröffentlicht wurde, zeigt, dass führende US-Automobilunternehmen bereits Ende der 1950er Jahre von den Zusammenhängen zwischen Klimawandel und fossilen Brennstoffen wussten und vor fast einem halben Jahrhundert aktiv klimarelevante Forschung betrieben. Na – kommt das irgendwie bekannt vor? #ExxonKnew… #DetroitKnew, too!

Der Bericht GM, Ford knew about climate change 50 years ago verbindet Recherchen und Interviews der Journalistin Maxine Joselow mit historischen Dokumenten, die von E&E und dem Center for International Environmental Law (CIEL) sowie dem Climate Investigations Center ausgegraben wurden.

Ein Beispiel: In einem Brief aus dem Jahr 1956 wies der Ford-Wissenschaftler Gilbert Plass die Idee zurück, dass die übermäßige Erwärmung durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe „kaum eine Gefahr für die Erde“ darstelle, und stellte fest, dass die Verbrennung bekannter Reserven fossiler Brennstoffe die globalen Temperaturen durch 7⁰C erhöhen würde. In mehreren Artikeln, die während seiner Zeit bei Ford verfasst wurden, ging Plass detailliert auf die Wissenschaft ein, die die Verbrennung fossiler Brennstoffe mit dem planetarischen „Treibhauseffekt“ verbindet. Ford setzte ein aktives Programm klimarelevanter Forschung in den 1970er Jahren und darüber hinaus fort.

Auch General Motors beschäftigte seit Anfang der 1970er Jahre eigene Klimawissenschaftler/innen, deren Forschungsschwerpunkt auf der Aufstellung konkurrierender Theorien zur globalen Erwärmung lag. Aber trotz des Wissens um die Effekte der Verbrennung fossiler Treibstoffe verteidigte das Unternehmen sein Kerngeschäft – um jeden Preis, wie es scheint. Als Zeuge vor dem Kongress 1967 sprach sich ein Ford-Vorstand gegen Investitionen in die Elektrofahrzeugforschung aus und argumentierte, die Industrie entwickle aktiv die EV-Technologie und sei bereit, Elektroautos innerhalb eines Jahrzehnts auf den Markt zu bringen.

CIEL-Präsident Carroll Muffett sieht hier einen klaren Vergleich mit Big Oil:

„Wie die Ölindustrie hatten führende Autokonzerne schon früh erkannt, dass das Kohlendioxid, das von ihren Autoprodukten ausgestoßen wird, ein potenzielles Risiko für das Klima im planetarischen Maßstab darstellt. Ford und GM hatten sowohl die Möglichkeit als auch die Verantwortung, Produkte zu entwickeln, die die Emissionen reduzieren und die Öffentlichkeit vor nicht auszuschließenden Risiken warnen würden. Stattdessen verbrachten sie Jahrzehnte damit, die Klimawissenschaft zu verleugnen und den Klimaschutz zu behindern.“

Die Forschung zur Mitwisserschaft und Klimawandelleugnungstaktik der Autoindustrie befindet sich im Vergleich zu den umfangreichen Erkenntnissen über die großen Ölfirmen noch in einem frühen Stadium. Aber der vorliegende Bericht füllt eine wichtige Wissenslücke und sehr viele konkrete Belege. Es wird spannend zu sehen, welche Rolle die noch in laufenden und zukünftigen Gerichtsverfahren spielen könnten. Dazu wäre es in jedem Fall relevant, den Blick auch über den Atlantik auf das Wissen, die Geschichte und Mittäterschaft der europäischen Automobilbranche zu richten… #DidVWKnow?

 


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