Die im März gestartete Initiative des ehemaligen britischen Premier Tony Blair hat nun ihren Bericht für den G8-Gipfel in Hokkaido abgeliefert. Trotz mancherlei problematischer Punkte vor allem im Bereich der Klimaschutztechnologien ist das unter Mitwirkung zahlreicher internationaler Experten abgelieferte Schriftstück ein lesenswertes Kompendium dessen, was man als „ambitionierten Mainstream“ der globalen Klimadebatte sehen kann. Er liefert einen Umriss eines globalen Klima-Abkommens in Kopenhagen und Empfehlungen für die Rolle der G8.
Teil 1 des Berichts, die Analyse der Erfordernisse und technologischen Optionen, wurde von McKinsey Global Institute geschrieben. Hier liegen Stärken und Schwächen dicht beeinander. Positiv ist zu vermerken, dass hier einmal mehr dargestellt wird, dass Klimaschutz voraussichtlich keine Jobs kostet, sondern im Gegenteil schafft. Das ist keine neue Botschaft, aber aus diesem Munde kommt sie vielleicht an einigen entscheidenden Stellen besser an.
Deutlich unterschätzt wird die Rolle der Energieeffizienz, der Kraft-Wärme-Kopplung, und der erneuerbaren Energien. Insbesondere der solarthermischen Stromerzeugung (Concentrated Solar Power) wird im Vergleich zu CO2-Abscheidung und -Lagerung (CCS) viel zu wenig zugetraut, obwohl beide Technologien sich in einem ähnlich frühen Entwicklungsstadium befinden. Überschätzt wird hingegen die Rolle der Atomenergie, deren Wirtschaftlichkeit unter Bezugnahme auf die IEA notorisch zu optimistisch dargestellt wird (hierzu siehe Climateprogress).
Teil 2 beschreibt die wichtigsten Elemente eines „Global Deal“ für Kopenhagen 2009, wobei in vielen Fällen mehr die offenen, noch zu klärenden Fragen aufgelistet, als bereits Antworten gegeben werden. Meine wichtigste Kritik wäre hier die unzureichende Unterscheidung hinsichtlich Emissionsreduktionen „in“ und „von“ Entwicklungs- und Industrieländern. Mehr dazu in meinem diesbezüglichen Blogeintrag.
Teil 3 richtet sich dann an den G8-Gipfel in Hokkaido im kommenden Monat, und formuliert einige Schritte, die der Gipfel vorlegen könnte: Festlegung eines Langfristziels bis 2050 bei nicht mehr als 20 Gigatonnen CO2 (noch reichlich viel), eines Datums für den „Peak“ der Globalen Emissionen vor 2020 (reichlich spät), und vieles andere mehr. Der skizzierte Prozess von Hokkaido nach Kopenhagen gibt einer Abstimmung im Kreis der großen Emittenten (G8+5, Major Economies Meeting) ein großes (zu großes?) Gewicht, bindet sie aber zwingend an den UN-Klimaprozess.
Ein lesenswertes Dokument, auch da wo man nicht zustimmen würde.