Ich wünschte, es wäre nicht wahr. Aber eine kleine Recherche bestätigt die Tatsache schnell: Wir wissen nicht, wieviel Radioaktivität derzeit tatsächlich in Fukushima austritt und wo sie spürbar wird. Es gibt dazu keine unabhängigen, objektiven und verlässlichen Daten. Das war auch schon zu Tschernobyl-Zeiten so. Und anscheinend haben wir seitdem wenig dazugelernt. Dieselben Regierungen, die uns jahrzehntelang von der Sicherheit der Atomtechnologie zu überzeugen versucht haben, haben wenig Interesse daran, die nun tatsächliche austretende Strahlung transparent und öffentlich zu machen. Und wer hat schon seinen eigenen Geigerzähler im Haus?
Vielleicht und hoffentlich bald viel mehr Leute als bisher. Es gibt wohl einige kluge und engagierte Leute, die aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und außerdem die positiven Vernetzungsmomente von Globalisierung und Internet zu nutzen wissen, um ihre Bürgerrechte aktiv und global wahrzunehmen. Bei meiner Recherche bin ich nämlich unter anderem auch auf diese Website gestoßen. Hier werden Messdaten öffentlich und interaktiv zur Verfügung gestellt und Leute dazu aufgerufen, weitere Daten beizutragen.
Und diese Seite ist kein Einzelfall. In Japan und anderswo in der Welt investieren viele Menschen gerade darein, dass wir unabhängig von der Trägheit, Verschwiegenheit und Falschheit von Regierungen und Konzernen erfahren können, welche Auswirkungen die Atom-Katastophe in Fukushima hat und haben wird. „Independent radiation monitoring“ heißt. Und es ist essentiell. Aber es zeigt auch wieder einmal mehr, dass zivilgesellschaftliches Engagement und Transparenz zentrale Elemente unserer Demokratie sein müssen. Und dass wir als Bürgerinnen und Bürger global zusammen arbeiten können und müssen, um unsere Regierungen und Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen.