Kanada und Großbritannien gewinnen den Dodo Award

Im indischen Hyderabad tagen seit dem 9. Oktober die Vertragsstaaten der UN Konvention über biologische Vielfalt, CBD. Es ist ihre 11. COP . Von dort berichtet Thomas Fatheuer.

„The Dodo and the Guinea Pig“ (1760). Stich von George Edwards (1694-1773), englischer Naturforscher.

Der nach dem ausgerotteten Vogel Dodo benannte Preis zeichnet die Länder mit der schlechtesten Performance während der Biodiversitätskonferenz aus. Kanada gibt sich auch in Indien viel Mühe, am neuen Image als Schurkenstaat zu arbeiten. Wo immer es darum geht, Positionen zu verteidigen, die Umweltverbände und NGOs missbilligen, ist Kanada vorneweg. So stellte sich das Land gegen eine Diskussion um die Auswirkungen der Produktion von Agrotreibstoffen („biofules“) auf den Anbau von Nahrungsmitteln. „Bei der CBD geht es nicht um Nahrung“ erklärte der Vertreter Kanadas.

Bemerkenswert ist die Begründung für den Dodo Award, denn sie wirft ein Schlaglicht auf einige Themen der CBD, die nicht im Mittelpunkt des (ohnehin schon geringen) Interesses stehen:

Geo-Engineering: Die CBD hat in Nagoya ein Quasi-Moratorium für Geo-Engineering beschlossen. Damit sind großflächige Eingriffe in Ökosysteme gemeint, in der Regel gerechtfertigt als Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels. Kanada setzt sich in Hyderbad nun für die Schwächung dieses Moratoriums ein. Und offensichtlich wurde unter den Augen der Regierung ein großangelegter Versuch mit Meeresdüngung unter Missachtung des Moratoriums in Kanada durchgeführt – wie die NGO etc group währenden der COP enthüllte. (mehr zu Geo-Engineering in „Geo-Engineering: Gibt es wirklich einen Plan(eten) B?“ von Georg Kössler)

Großbritannien hat sich den Dodo Award insbesondere durch seine Haltung zur Synthetischen Biologie verdient. Damit sind alle Technologien gemeint, die künstliche Gene mit natürlichen Organismen verbinden. NGOs machen seit einiger Zeit Druck, die Anwendung von Synthetischer Biologie unter den „Precautionary Approach“ (Vorsorgeprinzip) zu stellen, also zunächst nur Forschung zuzulassen, auch um mehr Informationen über mögliche Konsequenzen einer massenweisen Freisetzung künstlicher Organismen zu erlangen. Im Vorbereitungsprozess gelang es tatsächlich, ein solches Vorgehen als Empfehlung für COP 11 zu formulieren. Es wäre dann auch ein de facto Moratorium für Synthetische Biologie. Die endgültige Entscheidung über ein solches Moratorium steht noch aus. Das Vereinigte Königreich bekommt den Award, weil es sich hinter den Kulissen innerhalb der EU und auf der CBD dafür einsetzt das Vorsorgeprinzip nicht gelten zu lassen und ein Moratorium für Synthetische Biologie zu blockieren.

Großbritannien verdient sich den Dodo aber auch durch seinen unermüdlichen Einsatz für die so genannten Innovativen Finanzierungsmechanismen, also die Anwendung von marktbasierten Ansätzen zum Erhalt der Biodiversität. Das Land setzt zentral darauf, durch ökonomische Valorisierung der Natur einen neuen Zugang zur Nutzung und Bewahrung der Biodiverstät zu erhalten. (Dies wird ein einem der nächsten Beiträge noch ausführlicher diskutiert.)


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