Klingt eigentlich viel zu sehr nach politischer Satire, als dass es wahr sein könnte. Aber ich fürchte, es stimmt doch (jedenfalls berichtet das die FT): Einige der größten Öl- und Kohlefirmen (darunter Shell, BHP, RWE, Statoil, BP) aber auch General Electric und Dow Chemical haben sich mit McKinsey zusammengetan und wollen am Montag ihre „Energy Transitions Commission“ launchen – undzwar in Texas (wo sonst?)! Mit dabei sind auch das World Resources Institute und Lord Nicolas Stern. Die European Climate Foundation denkt wohl darüber nach, Gelder für die Kommission bereitzustellen. Da bleibt mir glatt die Spucke weg!
Doch eigentlich war so etwas ja schon vorhersehbar: Zum einen hatte Big Oil ja bereits Anfang Juni nicht nur der Kohleindustrie den Krieg erklärt, sondern angekündigt, aktiv in der internationalen Klimapolitik mitmischen zu wollen und sich diesbzgl. auch in einem Schreiben an die Generalsekretärin der Klimarahmenkonvention, Christiana Figueres, gewandt (die das auch noch begrüßte!).
Zum anderen ist das WRI mit Stern zusammen ja über die beiden New Climate Economy Berichte mit Lösungsvorschlägen an die Öffentlichkeit gegangen, die den großen fossilen Konzernen über ein bestimmtes Framing der Debatte (2°C Ziel einhalten mit genativen Emissionen), unter Einbezug von riskanten Techniken wie dem Geoengineeriung und Carbon Capture and Storage (CCS) sowie durch die Priorisierung bestimmter politischer Instrumente (nämlich Bepreisung und Emissionshandel) genügend Schlupflöcher und Hintertüren bieten, um ihr Geschäftsmodell zu verteidigen und trotzdem als Klimaschützer dazustehen.
Und auch McKinsey hat sich in der Klimadebatte bisher nicht unbedingt mit progressiven Positionen beliebt gemacht – in schlechter Erinnerung sind z.B. die Cost Curves, die letztlich zu mehr Entwaldung führen als zum Klimaschutz beitragen. Und welche Expertise RWE in Sachen Klimaschutz mitbringt, das erfahren wir ja aktuell in der deutschen Kohledebatte täglich auf’s Neue.
Ein „Dream Team“ also für die Klimapolitik… Was die verschiedenen Akteure auf jeden Fall eint, ist eine große Erfahrung beim Lobbying politischer Entscheidungsträger/innen und bei der Gewinnung von Deutungshoheit über bestimmte globale Debatten. Hier dürfen wir uns in den Wochen vor dem Pariser Klimagipfel noch auf einiges gefasst machen.